Wie taktwerk nach Afrika kommt - Part II

Vor knapp einem Jahr war ich für ein Projekt in Kenia, um die lokalen Verhältnisse besser verstehen zu können. In der Zwischenzeit haben wir besagte Lösung entwickelt und ich reise kommenden Samstag nach Yaoundé in Kamerun, um sie in einem Feldversuch zusammen mit Mitarbeitern vor Ort zu testen.

Beim Projekt geht es darum, Solar Home Systems via Corner Shops (lokale Läden) zu verleasen, nach einem "rent-to-own" Ansatz. Die Geräte werden immer nur für den bezahlten Zeitraum freigeschaltet (mehr Details in unserem Blogeintrag). Um auch die Retailer überwachen zu können, ist eine Web-Applikation nötig, welche einerseits alle Daten zusammen zieht und andererseits aber auch die Tablets der Retailer sperren kann, wenn diese die Zahlungen nicht weiterleiten.

Die Tablet-App, welche von Antenna Technology Foundation für das ebenfalls von ihr entwickelte Oolux Kit programmiert wurde, kommuniziert über eine Web-Schnittstelle (RESTful) mit unserer Applikation. Dies wäre an sich nicht weiter spektakulär - in den ländlichen Gebieten Kameruns, wo das System zum Einsatz kommt, ist die mobile Datenverbindung allerdings praktisch nicht vorhanden. Deshalb setzen wir auf eine Backup-Kommunikation mittels SMS.

Geschäftsmodell SolarSquare

Dazu haben wir eine Art "SMS Proxy" entwickelt, der in der Lage ist, einerseits verschiedene SMS Gateways / Anbindungen anzusteuern und andererseits verschiedene "Protokolle" verwalten kann. Dieser Proxy übersetzt SMS in korrekte RESTful Abfragen und umgekehrt. Die Anbindung mehrerer SMS Gateways ist nötig, damit wir schnell wechseln können, sollte sich ein Gateway als nicht stabil herausstellen. Ausserdem können so auch mehrere SMS Gateways parallel betrieben werden, sollte z.B. in weitere Länder expandiert werden.
Das gleiche für die Protokolle: Wir wollen natürlich so wenig SMS wie möglich senden pro Anfrage, um die Kosten nicht in die Höhe zu treiben. Deshalb haben wir ein Protokoll entwickelt, welches die Abfragen komprimiert. Dieses kann nach dem Feldversuch bestimmt auch noch weiterentwickelt werden, um die Kompression zu verbessern. Dennoch müssen bereits aktive Tablets weiterhin mit dem bei ihnen definierten Protokoll kommunizieren können.

Der SMS Proxy ist also zur Zeit ein "Minimum Viable Product" (MVP, minimal funktionierende Anwendung), dennoch aber von der Architektur so flexibel aufgebaut, dass er problemlos weiterentwickelt werden kann. Ziel eines MVP ist es, dass man eine Idee schnell mit einem funktionierenden Prototypen am Markt testen kann und somit auch direkt Feedback von "echten" Nutzern erhält.

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