Solarstrom als Notwendigkeit statt als Energiewende

Knapp eine Woche dauerte der Aufenthalt in Kamerun. Gewonnen haben wir viele neue Eindrücke. Hauptziel der Reise war aber das Aufsetzen und die Inbetriebnahme des Leasingportals sowie des SMS Gateways für die Kommunikation.

Kamerun ist ein landschaftlich wunderschönes Land. Es ist fruchtbar, hat Meereszugang und Bodenschätze. Trotzdem beträgt die Arbeitslosenquote rund 25% und der Durchschnittslohn liegt bei lediglich 750 Euro im Jahr. Einer der Hauptgründe dafür ist die ausgeprägte Korruption. Kamerun liegt auf Platz 146 (von 178) der Weltrangliste von Transparency International. Das Rechtssystem gilt als durch und durch korrupt, von oben bis unten. (Wikipedia). Wir haben dies auch öfters erlebt bei den vielen Polizeikontrollen auf den Strassen, bei denen zum Teil regelrecht nach einem Grund für eine "Busse" gesucht wird - während daneben fast auseinanderfallende Taxis bis zu 8 Personen in einem normalen Personenwagen transportierten. Bussen in Anführungszeichen, da über deren Höhe verhandelt werden kann und wohl ein Grossteil direkt in der Hosentasche des entsprechenden Polizisten verschwindet.

Dies führt auch dazu, dass innerhalb der Bevölkerung ein grosses Misstrauen untereinander herrscht. Unter anderem auch aus diesem Grund setzt das System von Oolux auf eine automatische Blockierung, sobald die Leasing-Raten nicht mehr bezahlt werden. Dadurch kann der Retailer/Händler sicher stellen, dass er zu seinem Geld kommt. Die Händler wurden gezielt ausgesucht, sie sind regional verteilt und in ihren Dörfern verankerte Persönlichkeiten. So soll ein dichtes Vertriebsnetz für die Oolux Geräte aufgebaut werden. Um die Übersicht über all diese Retailer nicht zu verlieren und auch, um sicherstellen zu können, dass sie das eingesammelte Geld - abzüglich ihrer Provision - an die Zentrale übermitteln, wurde das "SolarSquare Portal" entwickelt. Darin sind alle Retailer mit ihrer Performance, ihren Überweisungen und auch ihren Kunden gelistet. Beim Einrichten des Smartphones eines neuen Retailers liefert das Portal ebenfalls alle notwendigen Informationen (Zielwerte für die KPIs, Abzahlungspläne, Produktlisten, etc.).

Die Kommunikation funktioniert über eine RESTful Schnittstelle. An sich nichts spezielles, fast jede App kommuniziert über Web-Schnittstellen mit einem Server, um Daten aktuell zu halten. In den ländlichen Gebieten Kameruns, wo die Händler tätig sind, ist mobiles Internet jedoch nicht immer verfügbar. Oder sie können es sich nicht leisten. Deshalb haben wir eine Fallback-Lösung eingebaut, welche auf SMS umsteigt, sobald kein Internetempfang vorhanden ist (weitere Details hier). So kann z.B. auch die Applikation der Retailer von der Zentrale aus blockiert werden und sie können dann keine weiteren Geräte verkaufen, bis sie das geschuldete Geld überwiesen haben. Die SMS sind dabei komprimiert und verschlüsselt, damit die Kommunikation nicht beeinflusst werden kann.

Durch dieses System hat unser Kunde Solafrica in der Schweiz jederzeit den Überblick über alle Leasing- und Verkaufsvorgänge in Kamerun und der entsprechende Geldfluss ist sichergestellt. So kann das Vertriebssystem nach und nach aufgebaut werden, so dass am Schluss möglichst viele Dörfer Zugang zu einem Oolux und somit zu einem Solar Home System haben.

Wie bereits im Blogeintrag über Kenia zum Thema Mobile Business festgestellt, scheinen Entwicklungsländer auch beim Thema Energie einen Schritt zu überspringen: Solarenergie ist nicht Teil einer Energiewende oder ein Weg zu mehr sauberer Energie, sondern oftmals der Einzige überhaupt. Auch in den Städten, wie z.B. Yaoundé ist Solarenergie eine spannende Alternative, da sie dank der Batterie nicht von Stromunterbrüchen (die häufig vorkommen) betroffen ist.

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