4 Gründe für die Digitalisierung der Montage-Anleitung

Der Begriff Industrie 4.0 ist umstritten, gibt es doch viele, die sagen, dass die Grundidee bereits zu Beginn der 80er Jahre lanciert wurde. Damals noch unter dem Begriff "Computer Integrated Manufacturing". Doch welche neue Möglichkeiten und welches Potenzial bieten sich dank der (aktuellen) Digitalisierung nun tatsächlich in der Produktion?

Erster Teil einer Blog-Serie zur Digitalisierung in der Produktion.

Die meisten Produktionsunternehmen haben (hoffentlich) ein Produktionsplanungssystem (PPS) im Einsatz, respektive dieses im ERP integriert. Daneben gibt es aber einige weitere Tools, die bei den meisten KMU noch in den Kinderschuhen stecken. Dazu gehören zum Beispiel Product Lifecycle Managementsysteme (PLM), die dazu dienen, den gesamten Lebenszyklus eines Produkts abzubilden. Neuerdings wird hier auch von einem digitalen Zwilling gesprochen, in welchem alle Bewegungsdaten zu einem einzelnen Produkt digital gesammelt werden:

  1. Produktion: In welcher Charge und wann produziert
  2. Auslieferung: Wann und wohin ausgeliefert
  3. Service: Wann wurde was wie ausgetauscht und/oder konfiguriert

Der Verein deutscher Ingenieure hat in einer Studie zusammen mit dem Fraunhofer Institut verschiedene Befähigungstechnologien identifiziert mit welchen eine um 15-27% höhere Arbeitsproduktivität erreicht werden kann. Dazu gehören neben Digitalen Managementsystemen, wie ein PPS- oder PLM-System, auch Technologien zur drahtlosen Mensch-Maschine-Kommunikation oder vernetze Maschinen. In diesem Artikel möchten wir uns dem zweiten Feld, dem der Mensch-Maschine-Kommunikation innerhalb der Produktion und dabei insbesondere dem Bereich der mobilen digitalen Visualisierung widmen. Dieser Bereich kann bereits mit einfachen Massnahmen wirkungsvoll digitalisiert werden.

Arbeitsanweisungen als Grundlage der Qualität

Arbeitsanweisungen für Produktionsmitarbeiter sind essentiell. Nur dank dieser Standardisierung kann eine gleichbleibende Qualität gewährleistet werden. Dazu kommt die zunehmende Produktkomplexität aufgrund der angestrebten Losgrösse 1. "Das" Standardprodukt gibt es nicht mehr, Produkte werden zunehmend individualisiert. So existieren oftmals ganze Handbücher mit allen Schritten über alle Produktvarianten. Ein solches Handbuch wird im täglichen Einsatz natürlich kaum benutzt, selten können alle Varianten sichtbar ohne zusätzliche Handgriffe angezeigt werden. Insbesondere wenn nicht immer das gleiche Produkt in Serie gefertigt wird oder kurzfristige Änderungen in der Produktionsplanung erfolgen. In der Folge steigt die Wahrscheinlichkeit fehlerhafter Produkte, was zu Ausschuss oder im schlimmsten Fall zu Garantieleistungen führt.

Digitale Informationssysteme in der Produktion

Digitale Informationssysteme in der Produktion

Abhilfe schaffen hier digitale Montage- und Informationssysteme. Das können fest installierte Bildschirme an der Produktionslinie, mobile Tablets oder gar Augmented Reality Brillen sein, wobei die Einführungskomplexität in dieser Reihenfolge steigt. Diese Systeme sind dabei verknüpft und wissen, welches Produkt gerade vor dem Mitarbeiter steht und geben ihm so die richtige Information zur richtigen Zeit aus. Folgende Gründe sprechen für die Einführung solcher Systeme:

  • Zentrale Pflege der Montageanleitungen
    Die Montageanleitungen können zentral gepflegt werden und werden danach automatisch am richtigen Ort ausgegeben. Es müssen keine Papierblätter aktualisiert, ausgedruckt und verteilt (und bei Ungültigkeit wieder eingesammelt) werden.
  • Aktuelle Hinweise
    Neben den reinen Montageanleitungen können auch weitere aktuelle Hinweise ausgegeben werden, z.B. um gewisse Produkte Express zu senden oder die aktuelle Statistik des Mitarbeiters anzuzeigen (Stichwort Gamification).
  • Kürzere Einführungszeit für neue Mitarbeiter
    Da immer die korrekten Anleitungen zur richtigen Zeit angezeigt werden, können neue Mitarbeiter schneller produktiv eingesetzt werden, da sie aktiv vom System unterstützt werden.
  • Steuerung und Priorisierung der Aufträge
    Erfolgt die Produktion nicht in der Linie sondern an Montageinseln, kann über die Visualisierung auch der Auftragsfluss gesteuert und so dringende Aufträge vorgezogen werden dank der entsprechenden Information an den Mitarbeiter. Dadurch gewinnt die Planung an zusätzlicher Flexibilität.

Schrittweise Weiterentwicklung

Ist die erste Ebene, der rein passiven digitalen Visualisierung erstmal eingeführt, können diese Systeme erweitert werden. Zum Beispiel indem verschiedene Rückmeldungen des Mitarbeiters eingebaut werden, wie zum Beispiel:

  • Fehlende Komponenten
  • Störungen an der Maschine oder im Produktionsfluss
  • Nachbestellung von Teilen (wobei dies im Sinne von Kanban auch automatisiert werden kann)

Auf diese aktiven Systeme werden wir in einem zweiten Teil vertieft eingehen.

Wichtig ist auch hier, dass vorgängig eine Analyse der Prozesse durchgeführt wird, um das Potenzial abzuschätzen und eine entsprechende Vision für die Digitalisierung der Produktion zu entwickeln. So können Einzelmassnahmen verhindert werden, welche dann später umständlich integriert werden müssen.

Wir haben ein solches Infosystem in der Produktion für die Keramik Laufen AG entwickelt. Auf der Referenzseite finden Sie weitere Informationen zum Produkt sowie ein Video zum Projekt (unten an der Seite).

Interessieren Sie sich für die Digitalisierung Ihrer Produktion? Dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf.

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